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Day 37 – Statusmeilen
Liebe Fluggesellschaft,
Hiermit möchte ich für die letzten vier Wochen für jeden Werktag 10.000 Statusmeilen beantragen. Schließlich sitze ich 14 Stunden regungslos auf meinem Sessel, habe einen kleinen Monitor direkt vor meiner Nase und schaue einen Film zweifelhafter Qualität nach dem anderen. Die Meilen stehen mir auch als Entschädigung für den fehlenden Service zu, es kommt keine Stewardesse vorbei und ich muss mich selbst um die Getränke und das Knabberzeug kümmern.
Die Durchsagen des Kapitäns habe ich auf Band aufgezeichnet, genauso wie das Video zu den Sicherheitsmaßnahmen. Die Turbinengeräusche habe ich über die Stereoanlage quer über den Innenhof gespielt, bis sich die Nachbarn beschwert haben. Da ich das aber mit den Noise Cancelling Kopfhörern ausgeblendet habe, spare ich mir nun beides. Zugegeben, mir fehlt das triviale Gespräch der Sitznachbarn und sogar das Geschrei der Kleinkinder. Vielleicht haben sie hier eine Aufnahme aus einem Lehrvideo, dass sie mir zukommen lassen können?
Die Gerüche kann ich gut nachstellen, dazu habe ich ein Kerosingemisch auf das Fensterbrett gelehrt. Den Schweißgeruch schlecht gepflegter Mitreisender simuliere ich, indem ich meine Sportsachen in einem Plastikbeutel über mehrere Tage reifen lasse. Eine eklektische Auswahl an Parfum-Testern sichert mir das andere Extrem ab.
Meine Anfrage beim Radiologischen Institut, mit welchen Isotopen ich die Höhenstrahlung am besten nachbilden kann, hat noch keine Antwort erfahren. Sobald ich hier Rückmeldung bekomme, lasse ich sie es umgehend wissen.
Aufgrund dieser immersiven Simulation bin ich mir sicher, die Voraussetzungen für eine Vergütung erfüllt zu haben und verbleibe mit freundlichen Grüßen.
— Ryan Bingham